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Kinderfahrräder: Das sollte beim Kauf beachtet werden

Kinderfahrräder: Das sollte beim Kauf be...

09.02.2023 - Update: 21.03.2024


Kinder wollen die Welt entdecken!

Ihre natürliche Abenteuerlust und der Drang zur Mobilität sind eigentlich kaum zu bremsen. Sowohl die motorischen Fähigkeiten wie auch die Balance entwickeln sich schnell und stetig weiter. Früher oder später - meistens früher - freuen sich Kinder über ihr erstes eigenes Kinderfahrrad. Eltern sollten sich vor dem Kauf vor allem über vier Punkte im Klaren sein:

  • Welche Größe ist die Richtige?
  • Ausstattung und Sicherheit?
  • Alltagstauglichkeit (Gewicht)?
  • Design und Aufmachung?

Wie man diese Fragen beantwortet und was es noch so zu beachten gibt, klären wir in unserem Ratgeber zu Kinderfahrrädern.

Wie ermittle ich die richtige Radgröße?

Um sowohl Sicherheit wie auch Fahrspaß zu gewährleisten, ist es insbesondere bei Kindern enorm wichtig, dass die richtige Fahrradgröße ausgewählt wird. Nur so kann das Kind bequem fahren und sein Fahrrad sicher kontrollieren. Kinderfahrräder sollten auf jeden Fall so leicht sein, dass der Nachwuchs es ohne Probleme bewegen und lenken kann. Als erstes sollte die Schrittlänge des Kindes ermittelt werden. Da sich jedes Kind individuell entwickelt, sollten Tabellen mit Altersangaben lediglich als Richtwerte angesehen werden. Um ganz sicher zu gehen, empfiehlt es sich, die Schrittlänge einfach selbst auszumessen.

Wie messe ich die Schrittlänge korrekt aus?

  1. Kind mit dem Rücken an eine Wand oder Tür stellen
  2. Jetzt wird ein Buch oder eine Wasserwaage oder Ähnliches so weit oben wie möglich zwischen die Beine des Kindes geklemmt. Der verwendete Gegenstand muss dabei parallel zum Boden zeigen, also einen rechten Winkel zwischen ihm und der Wand bilden.
  3. Nun kann entweder eine Markierung an der Wand vorgenommen, oder aber direkt vom Boden bis zur Oberkante des Messinstrumentes gemessen werden. Diese Länge entspricht dann der Schritt- oder Innenbeinlänge des Kindes.

Für eine optimale Einstellung können zusätzlich bei den meisten Kinderfahrrädern Sattel und Lenkrad einzeln feinjustiert werden. Doch diese Einstellung ist begrenzt, ab einer gewissen Schrittlänge muss auf ein neues Fahrrad umgesattelt werden, um die Sicherheit weiter gewährleisten zu können.

Einteilung nach Rahmengröße - Kinderfahrräder und Zollgrößen

Kinderfahrräder werden meistens nach Zoll eingeteilt. Änderungen vollziehen sich in 2-Zoll-Sprüngen. Je nach Größe werden unterschiedliche Merkmale relevant. Wie auch bei der Radgröße gilt: immer individuell betrachten, alle Einteilungen sind nur Richtwerte.

12 - 14 Zoll Kinderfahrräder

Kinderfahrräder mit 12- oder 14-Zoll sind vorrangig dafür da, das Kind abseits der Straße an das Fahrradfahren zu gewöhnen. Ergänzend zu einem Laufrad lernen Kinder auf diesen Modellen, die Pedale zu nutzen. Um das Gewicht so gering wie möglich zu halten, fehlen Lichtanlage sowie Reflektoren hier meistens, sind aber auch eigentlich nicht nötig.

16 - 18 Zoll Kinderfahrräder

Da Kinderfahrräder mit Größe 16 - 18 Zoll ebenfalls eigentlich noch nicht für den Straßenverkehr gedacht sind, fehlt auch hier oftmals die Lichtanlage.

20 Zoll Kinderfahrräder

Ab einer Größe von 20 Zoll (manchmal auch schon bereits bei 18-Zoll Fahrrädern) spricht man von verkehrstauglichen Rädern. Sie sind mit Lichtanlage, Dynamos, Gangschaltung und weiteren Austattungsmerkmalen, die auch bei Erwachsenen-Bikes zu finden sind, ausgestattet.

Ein verkehrssicheres Kinderfahrrad

Kennt man inzwischen die optimale Fahrradgröße für sein Kind, kommen weitere wichtige Merkmale hinzu, die die Wahl des perfekten Kinderfahrrads beeinflussen. Denn insbesondere bei Kinderfahrrädern ist Sicherheit oberstes Gebot! Als gute Orientierungshilfe gilt hierbei die StVO.

Bremsen

Diese schreibt zum Beispiel gut funktionierende Bremsen gesetzlich vor. Jedes straßentaugliche Fahrrad muss mit zwei voneinander unabhängigen Bremssystemen ausgestattet sein. Bei Kinderfahrrädern sind dies typischerweise die Felgen- und die Rücktrittbremse.

Felgen- oder auch Handbremsen genannt, funktionieren so, dass beim Bremsen zwei gegenüberliegende Gummibeläge auf die Felgenflanken gepresst werden. Sie bremsen also durch Reibung. Hierbei ist zu beachten, dass das Kind bereits genügend Kraft aufbringen muss, die Bremse korrekt zu bedienen. Eine Gewöhnung an die Hand- oder Felgenbremse kann allerdings nicht früh genug erfolgen, denn sie ist essentiell für die Sicherheit beim Fahrradfahren.

Die meisten Fahrradhersteller von Kinderrädern verbauen zusätzlich zur Hand- auch eine Rücktrittbremse als zweites System. Die Rücktrittbremse hat einige Vorteile. So nutzt sie sich weniger schnell ab und benötigt weniger Krafteinsatz als der Handgriff bei einer Felgenbremse. Beide Hände bleiben sicher am Lenkrad. Außerdem ist die Sturzgefahr dank der geringeren Bremskraft durch ein abrupt blockiertes Vorderrad geringer. Bei plötzlichen Gefahren kommt das Fahrrad schneller zum Stillstand.

Lichtanlage

Der Gesetzgeber sieht vor, dass Kinder ab 8 Jahren auf der Straße Fahrrad fahren dürfen, ab 10 Jahren müssen sie es sogar. Aus diesem Grund sind kleinere Kinderfahrräder - meistens bis zu 16 Zoll - oftmals nicht mit einer Lichtanlage ausgestattet. Umso wichtiger sind Reflektoren an Pedalen und Speichen sowie Front- und Rückstrahler, um die Sichtbarkeit unterwegs zu gewährleisten. Sichere Kinderfahrräder besitzen im besten Fall einen weiß leuchtenden Frontstrahler, einen rot leuchtenden Rückstrahler und gelb oder orange reflektierende Strahler in Speichen und Pedalen.

Spätestens wenn das Kind auf der Straße fahren soll, ist eine einwandfrei funktionierende Lichtanlage dann aber Pflicht! Die meisten Lichtanlagen von Kinderfahrrädern basieren auf drei unterschiedlichen Dynamo-Arten: Naben-, Speichen-, oder klassischen Seitendynamos. Der klare Vorteil von Nabendynamos - trotz des etwas höheren Gewichtes - ist ganz klar die geringere Ausfallquote, insbesondere bei Feuchtigkeit.

Ausfallsichere LED-Systeme bieten mehr Sicherheit, sind bei Rücklichtern inzwischen allerdings bereits eh schon fast Standard.

Gangschaltung

Die meisten Kinderfahrradmodelle unter 20 Zoll verfügen über keine Gangschaltung, da diese in den meisten Fällen auch noch keinen Sinn macht. So wird durch sie das Gewicht des Fahrrads unnötig erhöht und sie stellt außerdem eine zusätzliche Herausforderung dar, die meistens für Kinder in dieser Größe noch garnicht notwendig ist.
Bei Modellen ab 20 Zoll können dann allerdings 3-Gang-, oder sogar 7-Gang-Schaltungen den Fahrspaß deutlich erhöhen. Das Kind kann jetzt auf unterschiedliche Höhenbedingungen reagieren. Mountainbike-Schaltungen mit bis zu 24 Gängen sind für sportliche und wilde Kinder eine tolle Sache, sollten aber nur von fahrerprobten Kids genutzt werden.

Ein perfekt sitzender Kinderfahrradhelm ist selbstverständlich von Anfang an und zu jeder Zeit Pflicht!

Auch eine helltönende Klingel wird von der StVO vorgeschrieben, damit Kinder sich jederzeit im Verkehr akustisch bemerkbar machen können.

Um die Sicherheit dauerhaft zu gewährleisten, muss das Kinderfahrrad regelmäßig überprüft und gewartet werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass alle Teile in einwandfreiem Zustand sind und eine sichere Nutzung gewährleistet ist.
Meist reicht schon ein kurzer Blick, um mögliche Schwachstellen zu erkennen:

  • Wird die Bremse voll angezogen, so muss das Rad zum Stillstand kommen. Greift die Bremse nicht mehr korrekt, müssen die Bremszüge leicht nachgestellt werden. Bringt dies nichts, sollte man die Bremsbeläge auswechseln.
  • Alle Bauteile sollten fest am Kinderfahrrad angebracht sein.
  • Lose Schraubverbindungen sollten nachgezogen werden.
  • Der Reifendruck ist ebenfalls wichtig: lässt sich ein Reifen auf der Lauffläche eindrücken, so sollte dieser schnell nachgepumpt werden.
  • Auch der Fahrradkette sollte man von Zeit zu Zeit etwas Aufmerksamkeit schenken. Ein paar Tropen Öl reichen hier meist schon aus.

Weitere Ausstattungskomponenten für mehr Komfort & Sicherheit

Neben der verpflichtenden Ausstattung gibt es noch eine ganze Reihe an weiteren Komponenten, die für mehr Komfort und Sicherheit sorgen können.

Für mehr Halt am Lenker gibt es beispielsweise spezielle Sicherheitshandgriffe mit einer rutschfesten Grip-Oberfläche. Schutzbleche an den Rädern schützen die Kleidung von Dreckspritzern, ebenso wie Kettenschutzbleche Kettenöl auf dieser verhindern. Ein Seitenständern sorgt dafür, dass Kinder bereits frühzeitig das korrekte Abstellen ihres Fahrrads lernen und ein Gepäckträger bzw. ein Fahrradkorb kann vor allem auf dem Schulweg oder zum Sport den Rücken schonen. Ein Schloss schützt das Fahrrad vor Diebstahl.

Alltagstauglichkeit - Was gibt es hinsichtlich des Gewichtes zu beachten?

Außerdem wichtig für die Wahl des idealen Kinderfahrrads ist das Gewicht. Hier gibt es je nach Preiskategorie unterschiedliche Rahmenarten und somit auch Gewichtsklassen. Kinderfahrräder haben meistens Rahmen aus Stahl oder Aluminium. Ebenso sind die Felgen auch meistens aus Stahl oder Aluminium gefertigt.

Stahlrahmen sind dabei etwas günstiger und robuster als Rahmen aus Aluminium. Kinderfahrräder sind häufig stärkeren Belastungen ausgesetzt, weswegen solider Stahl durchaus Sinn macht. Allerdings sind die Räder mit Stahlrahmen auch deutlich schwerer und spätestens wenn das Kinderfahrrad zum wiederholten Male Treppen rauf- und runtergetragen oder während eines Waldspazierganges geschultert werden muss, sind die Vorteile eines leichteren Rahmens aus Aluminium offensichtlich. Auch tun die Kinder sich oftmals leichter beim Erlernen des Fahrradfahrens, wenn das Kinderfahrrad leicht ist.

Egal, was man alles beachtet, eine Probefahrt ist, wenn möglich, immer das Beste, um die richtige Entscheidung zu treffen. Denn in erster Linie sollte sich das Kind selbst sicher und wohlfühlen. Denn nur dann wird es das Fahrrad auch gerne und häufig nutzen.

Das Auge fährt mit - Design und Aufmachung

Auch wenn die Sicherheit und somit Größe und Ausstattung bei einem Kinderfahrrad absolute Priorität hat, so freuen sich Kinder doch am meisten über coole Designs und Aufmachungen. Darum gibt es eine riesige Auswahl an Rahmenformen, Farben, Stilen und Zubehör, von sportlich bis retro, von pink über grün bis quietschbunt, klassisch schwarz oder mit coolem Print - hier ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Ein praktischer Nebeneffekt der schier unendlichen Auswahl an Farben und Prints: sie erhöhen die Sichtbarkeit und verringern die Verwechslungsgefahr, insbesondere wenn viele Fahrräder an einem Ort zusammenkommen, wie in der Schule oder beim Sportverein.

Vorteil: Das Erlernen motorischer Fähigkeiten

Ein Kinderfahrrad ist nicht nur Fortbewegungsmittel, es stellt auch einen wichtigen Baustein zum Erlernen motorischer Fähigkeiten dar. So geht es beim ersten eigenen Fahrrad nicht nur allein um den Einstieg in die Welt des Radfahrens, sondern vielmehr um die Möglichkeit, motorische Fähigkeiten zu erlernen und zu verbessern, welche sich dann wiederum positiv auf den Entwicklungsprozess auswirken können. Neben Kraft und Ausdauer gehören auch Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination dazu. Die Nutzung eines Kinderfahrrades fördert also sämtliche Entwicklungsstufen, sowohl auf kognitiver als auch auf körperlicher Ebene.

Das ideale Einstiegsalter ins Radfahren liegt um das 3./4. Lebensjahr. Bis dahin ist die Körperentwicklung dafür ausreichend erfolgt. Allerdings können Kinder sich selbstverständlich schon vorher auf den Weg hin zum ersten richtigen Kinderfahrrad machen. Sobald Kinder eigenständig laufen können, haben sie bereits große Freude an den klassischen Rutschautos oder aber an Laufrädern. Auf diesen erlernen sie bereits früh die Fortbewegung auf zwei Rädern.

Als weitere Option stehen Dreiräder zur Auswahl. Auch hierauf erlernen Kinder frühzeitig motorische Fähigkeiten, die sie fürs Fahrradfahren nutzen können. Das Kind kann hier selbstständig treten, oder aber von einem Erwachsenen geschoben werden.

Wir aus der Bikes.de-Redaktion haben eine große Leidenschaft: Fahrräder. Und diese Leidenschaft wollen wir mit dir teilen. Daher sind wir immer auf der Suche nach neuen, spannenden und relevanten Themen rund ums Rad, die dir Information und Orientierung bieten – und vor allem jede Menge Lust aufs Radfahren machen sollen. Viel Spaß beim Lesen!